Stadtrundgang
Inmitten einer reizvollen Landschaft, am Oberlauf der Altmühl, liegt das malerische Städtchen Leutershausen. Die Entstehung wird im 8.Jahrhundert vermutet, damals noch " villam Liuthereshusun" genannt. Die erste urkundliche Erwähnung als Markt finden wir in der Wildbann-Urkunde Kaiser-Ottos III. vom 1.Mai 1000. Mit dieser Jagdurkunde verlieh der Kaiser den zu " villam Liuthereshusun" und zu Burgbernheim gehörenden Jagdbann zu dem Bischof Heinrich von Würzburg. Im Jahre 1318 wird in einer Verkaufsurkunde der " Grafen von Truhendingen " an den " Burggrafen Friedrich IV von Hohnzollern ", in Nürnberg, Leutershausen erstmals als " Stadt " erwähnt.
Der Marktplatz mit den ihn umgebenden Fachwerkhäusern und dem Röhrenbrunnen vor dem Rathaus sowie die erhalten gebliebenen Teile der alten Stadtmauer mit den zwei Tortürmen, bieten eine typisch fränkisches Stadtbild. Im Schnittpunkt zweier bedeutender alter Handelsstraßen gelegen, die das Mainland mit dem Donauraum und die Reichsstadt Nürnberg mit dem Taubertal verbanden, befindet sich Leutershausen. Die verkehrsgünstige Lage gilt auch heute noch nach Würzburg, Rothenburg o.T., Dinkelsbühl, Ansbach und Nürnberg. Über das Leben der Vorfahren in diesem Raum, gibt ein Heimat- und Handwerkermuseum im Jahre 1624 erbauten Landgericht ( früherer Standort des Stadtschlosses ) mit ansehnlichen Exponaten Auskunft. Ein weiteres Museum in demselben Gebäude ist dem ersten Motorflieger der Welt "Gustav Weißkopf" gewidmet. Die Stadt ist heute Mittelpunkt einer 49 Ortsteile zählenden Großgemeinde mit mehr als 5000 Einwohnern. Ein überwiegender Teil des Gebietes liegt im Bereich des Naturparks Frankenhöhe.
1. Standort : Plan / Museum
Wir befinden uns „Am Plan“ aus das dem lateinischem "planum" = freie Fläche. Hier stand früher das Stadtschloß, welches im Jahr 1623 von Markgraf Joachim Ernst abgerissen wurde. Am selben Ort erbaute er 1624 das jetzige Landgericht. Dieses diente bis 1846, als die Zehntpflicht aufgehoben wurde, als Getreidekasten. In der königlich-bayerischen Zeit war bis Ende 1879 das Amtsgericht untergebracht. 1902 richtete die Stadt eine Lehrerwohnung und ein Schutzzimmer ein. Während des 2.weltkrieges war es Lager und Unterkunftsstätte des weiblichen Arbeitsdienstes. Nach dem Krieg nahm es Obdachlose auf. Heute befinden sich darin Stadtwohnungen, Vereinsräume und wie bereits erwähnt, das Heimat- und Handwerker- sowie das Flugpionier-Gustav-Weißkopf-Museum. Am Plan stand früher auch die Stadtwaage und ein Brunnen.
2. Gang durch die Obere Marktgasse
Die Obere, Mittlere und Untere Marktgasse, sowie Teile der Altstadt wurden im Rahmen der Städtebauförderung und der Flurbereinigung im Jahre 1988 saniert.
3. Standort: Ecke Obere Marktgasse / Marktplatz
Hier das Geburtshaus der Mutter von Henry Kissinger, ( dem früheren amerikanischen Außenminister ).Wuchtig und mit stattlicher Höhe begrenzt das obere Tor die Altstadt nach Nordwesten hin. Die oberen bewohnbaren Geschosse dienten als Türmerwohnung. Diese waren bis 1962 bewohnt als der letzte Türmer ( Georg Wagner ) verstarb. 1945 fiel der obere Teil des Turmes einem Luftangriff der Amerikaner zu Opfer. Ebenso zwei der ehemals drei Glocken. Heute befinden sich in der sogenannten „Laterne“ nur noch zwei Glocken, ein Original und eine 1952 ergänzte Glocke. 1580 wurde der Turm mit einer Schlaguhr des Uhrmachermeisters Koch aus Onaldsbach, jetzt Ansbach, für 180 Gulden ausgestattet. 1964 wurde diese durch eine elektrische Uhr ersetzt. Neben dem sehr steilen Aufgang zur einstigen Türmerwohnung befindet sich ein Relief von Hans Schreyer, einem ehemaligen Stadtvogt und Blutrichter, Vertreter der Herrschaft für den gesamten Bereich der oberen Altmühl. Dieser lebte von 1541 - 1605.
4. Standort : Röhrenbrunnen
Der Röhrenbrunnen mit seinem neugotischen Türmchen wurde im Jahre 1852 durch König Maximilian II erbaut.
5. Standort: Rathaus
Ein schwerer Brand im Jahre 1550 beschädigte das damalige Rathaus und viele der umliegenden Häuser. Der darauf folgende Neubau überstand den 30 jährigen Krieg und auch spätere Auseinandersetzungen, musste aber 1785 abgerissen werden. Der endgültige heutige Bau war damals etwa folgendermaßen aufgegliedert: Im Erdgeschoss befanden sich die Fleisch- und Brotbänke, im 1. Stockwerk der allgemeine Tanz- und Festsaal, im 2. Stockwerk der Sitzungssaal der Stadtväter und zugleich Gerichtsaal. Heute sind im Rathaus die Stadtverwaltung und das Stadtarchiv untergebracht.
6. Gang durch das Obere Tor
Der sogenannte Totenzwingerweg wurde 1543 angelegt. Dieser führte von der Altstadt zum zweiten Friedhof bei der Kreuzkirche. Der erste, rings um die St. Peters Kirche angelegt, war überfüllt. Im Jahre 1329 reichte die Altstadt für die Bewohner nicht mehr aus und es entstand die Obere Vorstadt. Diese geht durch die Nennung eines "Albrecht vor dem Tor" hervor.
Familiennamen gab es damals noch nicht, jedoch örtliche oder tätigkeitsbezogene Zusätze. Nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde diese noch einmal erweitert. 1582 wird noch ein drittes Stadttor, das neue Törlein, erwähnt. Diese lag etwas außerhalb der Stadt, nämlich Richtung Colmberg bei der Brücke über den neuen Graben. Es wurde 1632 von den Tillyschen Truppen zerstört.
7. Wir gehen weiter, der Stadtmauer entlang, bis zum Durchgang in der Pfannenstielgasse
Die bauliche Fertigstellung der Stadtmauer war um 1318. Ein Mauerring war im Mittelalter "zur Stadterhebung" notwendig. Die Stadtmauer ist eine ca. ein Meter dicke, aus groben Gestein gefügte Mauer, welche früher einen durchgehenden, mit Ziegel abgedeckten Wehrgang hatte. In diesem machten die Wächter die Runde und riefen die Stunde aus. Wie hilflos musste doch die ländliche Bevölkerung - ohne eine solche Befestigung - den Plünderungen und Brandschatzungen von umherziehenden Truppen gegenüber gestanden haben.
8. Nun gehen wir zur St. Peters Kirche
Es besteht Grund zur Annahme, dass die ersten getauften Christen in unserem Raum, um das Jahr 1000, sich mit einer Holzkirche am Standort der jetzigen Peterskirche begnügten. Erst 1432 begann man den Kirchturm und das Hauptschiff mit grobkörnigem Blasensandstein aufzubauen. Die Mauern sind nur verfugt, jedoch nicht verputzt. 1605 baute man die Orgelempore und 1630 die beiden Seitenschiffe an. 1542 war ringsum die Kirche ein Friedhof angelegt. Durch Blitzschlag und wilden Feuers " wurde 1517 der Kirchturm ganz am Boden verbrunnen samt der vier Glocken welche gar verschmolzen und zergangen sind ". Im Jahre 1594 musste das Dach des Mittelschiffes und das Gezimmer - sprich = Gebälk - und die Lattung erneuert werden. Ferner ist in späteren Berichten zu lesen, dass 1643 als Folge eines starken Gewitters und schrecklicher Winde das Gotteshaus in solche "Bußwürdigkeit" geraten war und man so an keinem Ort mehr trocken sitzen konnte. Außerdem ist noch zu berichten, dass in der Nacht zum 5.Juni 1722 beim damals gebrächlichem Wetterläuten bei einem Gewitter ein Blitz am Glockenseil herabfuhr und den 50-jährigen Mesner Thomas Röder und den 36-jährigen Schuhmacher Esaias Reich tötete. Eine Mesenerstochter und ein Schuhmacherlehrling blieben unverletzt, während die Schwester des Mesners zu Boden geschleudert wurde. Zum Glück für die Kirche, denn es war ein kalter Blitz. Die Kirche besaß ursprünglich nicht nur einen sondern "vier" Altäre, was eine katholische Vorgeschichte vermuten lässt. Mitte der 60er Jahre wurde der letzte durch den gegenwärtigen Altar ersetzt. Der Taufstein besteht aus rötlichem Mainsandstein. Zur Orgel der St. Peters Kirche ist noch zu erwähnen : Diese ist nicht die erste, die dritte Orgel. Die erste wurde von Martin Schonat ( Bamberg ) 1606-1607 erbaut. Die zweite 1719-1721 von Johann Christoph Crapp. Die derzeitige Orgel wurde bei der großen Kirchenrenovierung 1877, von der Orgelbaufirma G.F. Steinmeyer in Öttingen geliefert. Sie ist mit zwei Manualen, einem Pedal und 20 Registern ausgestattet.
9. Das Untere Tor
Auf der Innenseite, der Stadt zugewandt, führt eine steile Treppe zu den früheren Wohnräumen, in welchen die beiden Nachtwächter untergebracht waren. Neben dem Torhaus steht frei ein Rundturm mit Kegeldach und einer "Laterne" wie am oberen Tor. Die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1970 ( letzte Renovierung ).
Zur Geschichte des Tores :
Anfang des Bauernkrieges 1525 zogen die Bewohner Leutershausens gen Kloster Sulz. Letzteres war zu der Zeit ein heim adeliger Frauen und Töchter des fränkischen Landadels, die sich bei dem damaligen Kinderreichtum der Familien, sofern sie nicht schon frühzeitig heirateten, dem frommen Dienst der Kirche weihen sollten. Das neue Kloster erhielt viele Schenkungen und es besaß ein ausgedehntes Zehntrecht von zwanzig Ortschaften. Da es nur von zwölf Nonnen und einer Meisterin geleitet wurde, hatten die Leutershausener ein leichtes Spiel. Unterstützung bekamen diese noch vom bischöflich-eichstättischem Dombühl, das wegen kirchlicher Dinge mit Sulz im Streit lag. Die Klosterfrauen und ihre Dienstleute flüchteten unter dem Schutz des Markgrafen Casimir nach Ansbach. Die Klostergebäude standen somit leer und waren der blinden Zerstörungswut preisgegeben. Die Plünderer machten reiche Beute, 50 Stück Rindvieh, 22 Pferde, 60 Schweine, 310 Schafe und Lämmer, dazu 40 Fuder Heu und Stroh, Federbetten und Hausgerät. Dies alles versteckten sie hinter Mauern der Kirchenfestung in Dombühl. Schließlich brannten sie noch die Kirche und das Kloster nieder. Als Markgraf Casimir dies erfuhr war er sehr erzürnt und rückt und rückte mit seinen Truppen von Ansbach her heran. Nach achttägiger Belagerung eroberte er die Kirchenfestung Dombühl. Der Nonnenprediger, welcher mit den Plünderern im Bunde stand, wurde auf Befehl Casimirs nach Feuchtwangen gebracht und auf dem Marktplatz enthauptet. Den Leutershausenern wurde zur Strafe der Untere Turm niedergerissen und die Stadt tagelang den markgräflichenTruppen zur Plünderung preisgegeben. Erst viel später gab der Markgraf die Genehmigung zum Neuaufbau. Heute beherbergt das untere Tor das "Bäuerliche Museum“. Zu beiden Seiten des Tores ist die Stadtmauer noch gut erhalten.
10. Die Untere Vorstadt
Errichtung ab 1580
11. Das "Gustav-Weißkopf-Denkmal"
Das 1991 errichtete Denkmal erinnert an die großen Leistungen das gebürtigen Leutershausener Flugzeugpioniers Gustav Weißkopf. Ihm gelang mit einer selbstgebauten Flugmaschine am 14. August 1901 in Fairfield Connecticut, USA, der erste Motorflug der Geschichte. Also fast 2 1/2 Jahre vor dem Flug der Gebrüder Wrights! Der Nachbau hier auf dem Obelisken zeigt die legendäre Flugmaschine "Nr. 21". Gustav Weißkopf war zur See gefahren und hatte sich dabei mit dem Vogelflug auseinandergesetzt. Er entschloss sich in den USA zu bleiben. Am 1. Januar 1874 in Leutershausen geboren, verstarb er im Alter von 53 Jahren an einem Herzanfall. Die "Flughistorische Forschungsgemeinschaft Gustav Weißkopf", Leutershausen, hat es sich zur Aufgabe gemacht das Leben, Wirken und Schaffen Weißkopfs zu erforschen und die ihm angemessene und gebührende Anerkennung zu verschaffen.
Nun, wir sind am Ende unseres Stadt-Rundganges angelangt.
Dieser Stadtführer wurde vom Heimatverein Leutershausen durch Werner Stenzel erstellt. Die Daten sind dem Leutershäuser Heimatbuch entnommen bzw. stammen aus Überlieferungen.